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Der Brauereibrand

In der Nacht vom 29. auf den 30. August 1937 ereignete sich die größte Brandkatastrophe in der Ortsgeschichte von Rott am Inn. Ein vom Rosenhelmer Herbstfest heimkehrender Motorradfahrer bemerkte um 23.00 Uhr den Feuerschein im Ökonomiegebäude der Brauerei Kaiser. Gerade noch rechtzeitig wurde die Belegschaft und das Gesinde geweckt, um Mensch und Tier vor dem sich rasch ausbreitenden Feuer in Sicherheit zu bringen. Die vom Wind vorangetriebeneu Flammen waren im ganzen Inntal zu sehen und breiteten sich so schnell aus, dass die einige Minuten später eintreffende Rotter Feuerwehr dem Brand machtlos gegenüberstand. Eine Rettung der Brauereigebäude war bereits unmöglich geworden. Mit Hilfe der zwischen 0.45 Uhr und 2.00 Uhr morgens eingetroffenen Feuerwehren aus Griesstätt, Schalldorf, Rettenbach, Pfaffing, Schonstett, Wasserburg und Rosenheim konnte man nur noch versuchen, eine Ausweitung des Brandes auf benachbarte Gebäude zu verhindern.

Foto vom Brauereibrand in Rott am InnJedoch breitete sich das Feuer über das Dach- und Deckengebälk der Mälzerei, der Stallungen und des Sud- sowie des Maschinenhauses, unterstützt von einem aus Norden kommenden Wind, schnell aus und wanderte auf die Klosterkirche zu. Durch einen Innenangriff (zur damaligen Zeit noch ohne Atemschutzgeräte) über den Kirchenspeicher auf das Kirchendach gelang es, das Kulturgut zu retten. Der abschwächende und sich drehende Wind sowie eine vorhandene Brandschutzmauer taten ein übriges zur Erhaltung des Rotter Wahrzeichens.

Aber nicht nur die wertvolle Rokokokirche war durch das stark um sich greifende Feuer gefährdet. Auch andere Gebäude, in denen teilweise das trockene Heu und Stroh der Sommerernte gelagert wurde, waren mehr und mehr durch den starken Funkenflug bedroht, Feuer zu fangen. Kurze Zeit nach dem Brandausbruch im Brauereigebäude brach auch im etwa 200 Meter entfernt stehenden Poststadel durch den Niedergang eines regelrechten Funkenregens, ausgehend vom Hauptbrandherd, Feuer aus (an diesem Platz steht heute die Raffeisenbank). Nur mit Mühe konnte das etwa 100 Meter lange, landwirtschaftlich genutzte Gebäude gelöscht werden. Der damalige Bürgermeister schilderte die Situation in der tagsdarauf erschienenen Ausgabe einer Münchner Zeitung mit den Worten: "Wenn es nicht gelungen wäre, diesen Stadel zu löschen, hätte das Feuer unbedingt auf die nächsten Häuser übergegriffen. Ganz Rott wäre ein Raub der Flammen geworden." Diese Worte mögen vielleicht etwas übertrieben und dramatisierend klingen, sind aber bei der Gefahr, die von einer Brandstelle diesen Ausmaßes ausgeht, auf keinen Fall realitätsfremd oder gar unangebracht.

Die 134 am Einsatz beteiligten Feuerwehrmänner brauchten 11 Stunden, um den Brand in der Brauerei soweit unter Kontrolle zu bringen, dass die Nachbarfeuerwehren abrücken konnten und die Gefahr einer Ausweitung des Brandes gebannt war. Insgesamt 2500 Meter Schläuche wurden gelegt und 7 Motorspritzen waren im Einsatz. Trotz des ausgebauten Rotter Hydrantennetzes wurde das Wasser zusätzlich vom "Reischel Weiher" in Lengdorf an die Brandstelle gepumpt. Neben den Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr beteiligten sich noch viele Helfer aus dem Ort und der näheren Umgebung an den Löscharbeiten und halfen, größeren Schaden zu verhindern.

Am nächsten Morgen zeigte sich ein Bild des Schreckens. "Schier Tränen möchten einem in die Augen steigen, wenn man die trostlose Verwüstung betrachtet, die das Feuer hier angerichtet hat." Diese Aussage stammt von einem Journalisten des Wasserburger Anzeigers, der am nächsten Morgen die Brandstelle besichtigte. Von dem ehemals 180 Meter langen Klosterkomplex konnten nur die Kirche und der südliche Flügel (Prälatenstock) vor den Flammen gerettet werden. Die Mälzerei, die Schäfflerei und die Wohnungen der Brauereiangestellten sowie die Stallungen und der gesamte Fuhrpark brannten völlig nieder. Der nördliche Flügel, in dem sich das Sudhaus und die Maschinenräume befanden, brannte aus. Zwar blieben die mächtigen Außenmauern erhalten, aber die Innenräume und die hölzernen Dach- und Deckenkonstruktionen wurden vom Feuer zerstört. Eine Woche lang war die Feuerwehr mit den Aufräum- und Nachlöscharbeiten beschäftigt. Die restlichen Mauer- und Gewölbefragmente der Mälzerei und der Stallungen wurden einige Wochen später gesprengt. Den Nordflügel (heutige Gemeindeverwaltung) baute man wieder auf und die gesamte Brauerei wurde in diesem Gebäudetrakt untergebracht. Heute zeugt nur noch eine erhaltengebliebene Innenmauer, an der sich jetzt das Kriegerdenkmal befindet, von den einstigen Ausmaßen des Brauereigebäudes.

Glücklicherweise wurden, abgesehen von einigen leichten Rauchvergiftungen, keine Menschen verletzt und das Vieh konnte noch rechtzeitig aus den Ställen gebracht werden. Jedoch entstand erheblicher Sachschaden und wertvolles Kulturgut ging verloren. Neben den bereits erwähnten Verwüstungen wurden die gesamten Getreidevorräte der Brauerei beim Brand vernichtet. Es entstand ein Sachschaden von mehreren Hunderttausend Reichsmark. Der entstandene kulturhistorische Schaden ist unschätzbar. Mit den Innenräumen des Gaststockes fiel auch der barocke Festsaal des ehemaligen Klosters den Flammen zum Opfer. Seine mit Stuck umrahmten Deckengemälde, die marmorisierten Pilaster und die Stukkaturen über den Fenstern sind uns nur noch durch bildliche Überlieferungen erhalten.

Die Brandursache konnte bis heute noch nicht aufgeklärt werden. Auch wenn alle Indizien für eine Brandstiftung sprechen, so fehlt letztendlich doch der endgültige Beweis. Trotz der verheerenden Folgen des Brandes machte man sich rasch an den Wiederaufbau der Brauerei und bereits zwei Monate später wurde Richtfest gefeiert.

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Rott a. Inn - Januar 2016

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